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„Wann warst Du das letzte Mal wütend?“ Lesung mit Ciani-Sophia Hoeder (06. 04. 2024)

Am 06. April 2024 wurde es sehr spannend und emotional bei uns im Frauenzentrum. Es ging um „Wut“. Eine Emotion, die zum Leben dazugehört, aber scheinbar nicht jedem Menschen gleichermaßen zusteht. 

 

Was es damit auf sich hat, beleuchtete die Autorin und Journalistin Ciani-Sophia Hoeder ausführlich an diesem Tag und nahm dazu ihr Buch „Wut und Böse“ in die Hand. Unter der gekonnten Moderation von Sarah Schulze, Landesbeauftragte für Frauen- und Gleichstellungspolitik des Landes Sachsen-Anhalts, erfolgte ein äußerst interessanter Wechsel zwischen Lesung und Dialog. 

 

Bereits im Kindesalter werden Mädchen zu stiller Eleganz erzogen. Von ihnen wird stets erwartet freundlich, geduldig und brav zu sein. Bedeutet dies, dass Mädchen und Frauen gar nicht wütend sind? Nein, die Wut ist da, sie wird nur systematisch aberzogen. Und sind sie doch mal wütend, fallen die Reaktionen im Gegensatz zur männlichen Wut meist folgendermaßen aus: Sie werden weniger ernst genommen, erfahren Ablehnung und lernen dadurch schon früh, sich selbst zu zensieren. Doch weibliche Wut ist ein Geschenk, und wir müssen lernen, sie als solches wahrzunehmen. Richtig eingesetzt, kann Wut zu einer mächtigen Waffe gegen persönliche und politische Unterdrückung werden und uns helfen, die Welt zu verändern. So dürfen zum Beispiel  Frauen heute in Deutschland Wählen und gewählt werden, sie dürfen ein eigenes Konto besitzen und arbeiten gehen - alles Errungenschaften, welche wir der Wut von Frauen zu verdanken haben. Jedoch ist festzustellen, dass die Wut von Frauen in den Geschichtsbüchern entweder verschwiegen oder wie bei Rosa Parks verzerrt wiedergegeben wird. Die schwarze Bürgerrechtlerin hat sich nicht aus Müdigkeit geweigert, den Bus für Weiße zu verlassen, wie es meist dargestellt wird, sondern kalkuliert und aus Wut. Die Autorin will mit ihrem Buch aufklären, Frauen aktivieren und eine Art kleine Anleitung mit auf den Weg geben. Wie aus Wut Mut zur Veränderung wird, zeigte die Journalistin eindrucksvoll an diesem Tag. Kurzweilig, spannungsgeladen, dabei humorvoll, offen und aufschlussreich endete der Nachmittag mit zahlreichen Erkenntnissen und Vernetzungen. Die Frage- und Gesprächsrunde wurde auch nach dem Ende intensiv fortgeführt, was die Wichtigkeit des Themas bezeugt.

 

Herzerwärmend war darüber hinaus auch das liebevolle Geschenk eines Kindes an ihre Mama nach der Veranstaltung: ein Gänseblümchen-Strauß. Neben der Möglichkeit, eine Kinderbetreuung während der Lesung in Anspruch nehmen zu können, war zudem City-Buch mit einem kleinen Bücherstand vertreten. 

 

Ciani-Sophia Hoeder ist freie Journalistin und Gründerin von RosaMag, dem ersten Online-Lifestylemagazin für Schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum. Sie ist Grimme Online Nominierte, Gewinnern des Goldenen Bloggers und wurde zu den 30 unter 30 gewählt. Ihre Arbeit besteht aus visuellen, literarischen und wissenschaftlichen Recherchen zu alltäglichem und institutionellem Rassismus, intersektionalem Feminismus, Popkultur und dem Dasein als Millennial. 

 

Die Veranstaltung erfolgte in Kooperation mit dem Connect People e.V. und wurde durch die Partnerschaft für Demokratie „Stadt mit Courage leben! Bitterfeld-Wolfen“ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.



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