Buchpremiere zum Thema Vor-/Wende- und Nachwendezeit (15. 11. 2022)

Vor 33 Jahren fiel am 09. November 1989 die Berliner Mauer, abschreckendes Symbol des Ost-West-Konflikts und Sinnbild der Teilung Deutschlands. Dazu passend, gab es gestern in unserem Haus die Buchpremiere „Wo liegt Gräfenhainichen?“ zum Thema Wendezeit. Die Anthologie wurde von der Friedersdorferin Jana Engelhardt herausgegeben und beinhaltet Texte von 33 Autor:innen, die sich der Thematik aus sehr persönlicher und unterschiedlicher Sicht nähern. Wir freuen uns sehr, dass wir unseren zahlreichen Gästen 8 Mitwirkende und Thekla Stanisch als musikalische Begleitung präsentieren konnten.

 

In „Abgewickelt“ musste Ursula Frotscher schmerzlich erkennen, dass dieser Begriff nicht nur im Zusammenhang mit Wolle oder ein Sache steht. Nachdenkliche Gesichter und nickende Köpfe waren im Publikum zu sehen, haben sich doch zahlreiche Besucher:innen in dieser persönlichen Geschichte wiedergefunden. Dabei stellte sie in ihrem zweiten Text „Wende-Erfahrungen“ fest, dass es für ihre Generation nicht die erste Wende war, die sie 1990 miterlebt hat.

Jana Engelhardt gab den Text von Brigitte Petzold zum Besten und sorgte mit dem „Westbesuch von Irmgard“ für viele Lacher. Schwägerin Irmgard, wohnhaft in den alten Bundesländern, hat sich damals beim Besuch in der DDR nicht alles von der Polizei gefallen lassen.

„Am Ufer“ hieß es bei Thoralf Probst, der einen kleinen Rückblick auf die Entwicklung der Goitzsche nimmt. Heute ein wunderschönes Naherholungsgebiet mit Segelboote und Charme, damals quietschende und kreischende Eimerkettenbagger vor einer mächtigen Wand aus brauner Kohle.

Bei Jürgen Oxner verlief der lang ersehnte „Urlaub in Zinnowitz“ an der Ostsee nicht ganz so wie geplant, so dass schlussendlich sogar ein Arzt aufgesucht werden musste.

Die Nachricht vom Abriss des ehemaligen Betriebs versetzte Bernd in „Mein Betrieb“ von Rosi Topf einen Stich ins Herzen. Ein Schicksal, welches viele Menschen in den neuen Bundesländern teilen und was auch bei vielen Gästen für melancholische Stimmung sorgte. 

Als selbständiger Handwerksmeister berichtete Horst Quilitzsch in „Wendezeit“ von seinen beruflichen Erlebnissen. Während es zu DDR-Zeiten große Probleme mit der Materialbeschaffung gab, standen nun Auftrags- und Zahlungsprobleme auf der Tagesordnung.

Sein Debüt gab an diesem Nachmittag Michael Böhm. Er beschreibt in seinem Text „Der Tag, an dem die Mauer fiel und die Zeit danach“ seinen ersten Westbesuch. Die unendlich lange Fahrt nach Wolfsburg, der Besuch bei der Schwester und das Begrüßungsgeld wecken auch heute noch viele Erinnerungen in ihm.

Einen Dialog zwischen zwei alten Schulkameraden schenkte uns Friedhold Taut mit „Ein Anruf“. Die gegensätzliche Entwicklung und antagonistischen Vorstellungen der Freunde war interessant mitzuerleben.

 

Abgerundet wurde das Programm mit musikalischen Sequenzen, dargeboten von Thekla Stanisch. Dazu brachte sie immer Anekdoten und Witze gekonnt ins Spiel, so dass viel gelacht und mitgesungen wurde.

 

Wir bedanken uns bei allen Autor:innen, Besucher:innen und Mitwirkenden für diese wundervolle Veranstaltungen. Das Buch kann im örtlichen Buchhandel erworben werden.



 

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