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Anti-Catcalling-Tag (10. 06. 2022)

Am 10. Juni 2022 findet erstmals der Anti-Catcalling-Tag in Deutschland statt, an dem sich auch das Frauenzentrum Wolfen vom Verein „Frauen helfen Frauen“ mit verschiedenen Kooperationspartner:innen beteiligt.

 

Hinter dem vermeintlich harmlosen Begriff „Catcalling“ verbirgt sich eine fast alltägliche, leidvolle Erfahrung für vor allem viele Mädchen und Frauen. Catcalling, auf Deutsch etwa „Katzengeschrei“, bezeichnet das Phänomen der verbalen sexualisierten Belästigung auf der Straße. Durch ungefragte anzügliche Bemerkungen, grenzüberschreitende Kommentare und ähnliches werden Frauen und Mädchen bedrängt und belästigt. Das hat nichts mit Komplimenten zu tun, sondern ist respektlos und demütigend. Meistens geschieht dies auf öffentlicher Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese Art der sexuellen Belästigung wird von den Betroffenen oft als erniedrigend wahrgenommen. Was meist „nur“ ein paar Worte sind, tragen Betroffene dennoch oft tage- oder monatelang mit sich herum. Manch eine beängstigende Situation vergessen Betroffene nie. Um darauf aufmerksam zu machen, gibt es bereits in vielen Städten Deutschlands Initiativen, die solche Sprüche an den Orten des Geschehens „Ankreiden“. So soll die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht und sensibilisiert werden. Denn die Catcalls spielen sich zwar in aller Öffentlichkeit ab, werden aber dennoch oft überhört und übersehen.

 

Für uns als Frauenzentrum ist es wichtig, immer wieder auf diesen Tatbestand aufmerksam zu machen und die sexistischen Übergriffe auf der Straße zu denormalisieren. Bei Gesprächen, Beratungen und Workshops berichten uns immer wieder Betroffene von erschreckenden Erlebnissen. Auch die aktuelle digitale Umfrage „Safe in the City?“ von Plan International aus dem Jahr 2020 zeigt, dass sich 53 % der Befragten auf der Straße unsicher fühlen, jede vierte Befragte hatte dort zudem bereits sexuelle Belästigung erlebt.

 

Auf unserer Facebook-Seite haben wir deshalb am 10. Juni verschiedene Bilder und Statements zu diesem Thema veröffentlicht. Unserem Aufruf folgten nicht nur der Jugendclub Addila aus Holzweißig und der Kinder- und Jugendfreizeittreff Greppin, sondern auch Jana Gleißner (Gleichstellungs- und Behindertenbeauftragte des Landkreises Anhalt-Bitterfeld), Lisa Dietrich (ehemalige Praktikantin und Studentin), Claudia Hammerschmidt (örtliche Teilhabemanagerin der Stadt Bitterfeld-Wolfen), Nicole Hehr, Oxana Reidel-Rostalsky (Stadtjugendpflegerin Bitterfeld-Wolfen) und Chris Henze.

 

Hintergrund:

Ihren Ursprung hat die "Chalk Back"-Bewegung, also das "Ankreiden", in New York. Hier entstand auch der englische Begriff für das Phänomen "Catcalling", das sich zwar meist gegen Frauen richtet, im Grunde jedoch jeden treffen kann. Mittlerweile sammeln weltweit vorwiegend junge Frauen sexuelle Anfeindungen über Instagram. Im Jahr 2020 startete Antonia Quell zudem eine Petition, Catcalling strafrechtlich zu verfolgen. „Verbale sexuelle Belästigung ist hierzulande kein eigener Straftatbestand. Voraussetzung für sexuelle Belästigung ist sexuell bestimmter Körperkontakt. Das heißt also, sexuelle Belästigung ohne Anfassen ist in Ordnung? Die Lösung für das Problem: Verbale sexuelle Belästigung braucht einen eigenen Platz im Gesetz.“, so heißt es in der Erklärung. Binnen weniger Wochen haben knapp 70.000 Personen die Petition unterstützt. In Frankreich ist Catcalling übrigens seit 2018 strafbar.



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